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Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Familie in Niedersachsen Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Zivilgesellschaft und bürgerschaftliches Engagement

Bürgerinnen und Bürger, die sich freiwillig engagieren, erneuern in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens die Bindekräfte der Gesellschaft, heißt es im Bericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements". (Vgl. Deutscher Bundestag, Bericht der Enquete-Kommission "Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements" Bürgerschaftliches Engagement: auf dem Weg in eine zukunftsfähige Bürgergesellschaft, Drucksache 14/8900, 03.06.2002, S. 2.)

Die Akteurinnen und Akteure übernehmen wichtige Aufgaben im Bereich wie Soziales, Sport, Kultur, Gesundheit und nicht zuletzt als politische Vertreterinnen und Vertreter. Sie tragen so in der Regel zur Solidarität und Integrität der Gesellschaft bei und können die Demokratie stärken. Die freiwillig Engagierten selbst können, neben der Freude an der Hilfe und Unterstützung anderer, ihre kommunikativen und sozialen Fähigkeiten einsetzen und fördern. Dies kann einerseits das Selbstwertgefühl der Engagierten fördern und hilft andererseits vielen Menschen und Organisationen. Der Enquete-Kommission zufolge weist Bürgerschaftliches Engagement fünf Kriterien auf: Es ist "freiwillig, nicht auf materiellen Gewinn gerichtet, gemeinwohlorientiert, öffentlich bzw. findet im öffentlichen Raum statt und wird in der Regel gemeinschaftlich/kooperativ ausgeübt". (Ebd. S. 38)

Der im März 2022 veröffentlichte Abschlussbericht der vom niedersächsischen Landtag im Juni 2020 eingesetzten Enquetekommission "Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement verbessern" gibt eine Bestandsaufnahme des ehrenamtlichen Engagements in Niedersachsen wieder und zeigt Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen auf. (Siehe Niedersächsischer Landtag. Bericht der Enquetekommission "Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement verbessern", Drucksache 18/10800. Siehe auch Drucksache 19/1146.)

Ein besonders hohes Maß an Engagement zeigte sich 2022 beispielsweise auch seit Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine seitens vieler zivilgesellschaftlicher und ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer und im Privaten von Einzelpersonen, die den vielen Geflüchteten schnellstmögliche Hilfe zukommen ließen.

Jüngste umfangreiche Zahlen zum freiwilligen Engagement in Niedersachsen stammen von 2019 aus dem Deutschen Freiwilligensurvey. Zum damaligen Zeitpunkt engagierten sich in Niedersachsen 2,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger im Alter ab 14 Jahren freiwillig. Das entsprach einer Engagementquote von 39,4% (Bundesdurchschnitt: 39,7%). (Holtmann, Everhard/Jaeck, Tobias/Wohlleben, Odette: Länderbericht zum Deutschen Freiwilligen Survey 2019 (Zentrum für Sozial-forschung Halle e.V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), S. 38)

Dabei ist eine besondere Erkenntnis, die auch aus früheren Befragungen hervorgeht, dass sich Personen mit einem mittleren oder hohen bedarfsgewichteten Haushaltseinkommen deutlich öfter freiwillig engagieren als Personen mit einem niedrigen Haushaltseinkommen. Zudem spielt das Zeitbudget eine Rolle, wobei das freiwillige Engagement besonders hoch ist bei Erwerbstätigen, die in Teilzeit arbeiten. (Vgl. Simonson Julia/Kelle, Nadiya/Kausmann, Corinna/Tesch-Römer, Clemens (Hrsg.) (Deutsches Zentrum für Altersfragen): Freiwil-liges Engagement in Deutschland. Der Deutsche Freiwilligensurvey 2019, S. 62)

Entsprechende Ergebnisse wurden bereits in der HSBN 2022 herausgearbeitet, weshalb auf eine erneute Darstellung in der vorliegenden Ausgabe verzichtet wird. Zudem lagen bei Redaktionsschluss keine neuen Angaben aus der zweijährlichen Erhebung zur ehrenamtlichen Jugendarbeit vor, aus der an dieser Stelle sonst zitiert wird. Daher ist die-ses Kapitel als Tabellenkapitel gehalten. Die entsprechenden Tabellen finden sich im Anhang wieder.

Einzig in Bezug zu den Mitgliedschaften in Sportvereinen gibt es neuere Zahlen: Demnach gab es zum 1.1.2022 insgesamt 2,52 Millionen Sportvereinsmitgliedschaften in Niedersachsen, was einem Organisationsgrad von 31,4 Mitgliedschaften je 100 Einwohnerinnen und Einwohner entsprach (bundesweit: 28,1). Zwei Jahre zuvor, vor der Corona-Pandemie, betrug der Organisationsgrad noch 32,8. Mittelfristig, 2022 gegenüber 2017, verringerte sich der Wert um 1,9 Mitgliedschaften. Die Vereinsdichte je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner lag 2022 bei 11,5 (bundesweit: 10,4).

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2023