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Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Familie in Niedersachsen Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Besondere Lebenslagen

In diesem Kapitel werden Lebenslagen als "besonders" beschrieben, die kurz- oder langfristig die Lebensumstände der Betroffenen unterschiedlich stark einschränken. Dabei sind nicht in jedem Fall die Auslöser der Lebenslagensituationen (nur) mit sozialen Notlagen zu erklären oder müssen diese hervorrufen. Entsprechende Prävention oder Unterstützung können Menschen in den jeweiligen Lebenslagen jedoch helfen. Die Daten hierzu zeigen, wo Handlungsbedarf besteht.

Menschen mit Schwerbehinderungen sind zumeist stärker von sozialen Problemlagen betroffen als Menschen ohne Behinderungen. Dies betrifft unter anderem die soziale Teilhabe, die Ausbildung und berufliche Bildung und auch die Höhe der Armutsgefährdung. Daten aus der Schwerbehindertenstatistik zeigen vor diesem Hintergrund Strukturen und die zahlenmäßige Entwicklung von Menschen mit Schwerbehinderung auf und Daten zur Eingliederungshilfe, welche Hilfen besonders in Anspruch genommen werden.

Das Thema Wohnen ist ebenfalls vor dem Hintergrund der vielerorts angespannten Wohnungslage, Mietpreissteigerungen sowie Wohnungslosigkeit den "besonderen Lebenslagen" zugeordnet. Zum einen wird dargelegt, wie sehr die Wohnkosten die Haushalte finanziell belasten. Danach war 2022 mehr als jeder achte Haushalt (12,8%) in Niedersachsen mit den Wohnkosten überbelastet, die Kosten machten also mindestens 40% des Nettohaushaltseinkommens aus. Zum anderen weist der Indikator zur Wohnraumüberbelegung auf enge Wohnverhältnisse hin, die auch als Ausdruck des angespannten Wohnungsmarkts gesehen werden können.

Die Zahlen zum Wohngeld zeigen, bei wie vielen Haushalten die Belastung so hoch ist, dass ihr Einkommen nicht ausreicht, um neben den alltäglichen Ausgaben die Wohnkosten stemmen zu können. Vor allem vor dem Hintergrund der gestiegenen Energiekosten wurde das Wohngeld ab Januar 2023 reformiert, infolge derer die Bundesregierung und die kommunalen Verwaltungen zumeist mit einer Verdreifachung der Wohngeldberechtigten rechnen. (Siehe https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/entlastung-fuer-deutschland/wohngeldreform-2125018.)

Wohnungslosigkeit ist schließlich eine extreme Folge von Armut, über die es bislang nur Schätzungen und einzelne Studien gab, was sich zu einem gewissen Teil mit der zum Stichtag 31.01.2022 erstmals erhobenen Statistik untergebrachter wohnungsloser Personen geändert hat. Erfasst werden hier alle Personen, die in Wohnräumen oder Übernachtungsgelegenheiten leben, die durch Gemeinden und Gemeindeverbände oder mit Kostenerstattung durch andere Träger zur Verfügung gestellt worden sind. In Niedersachsen lebten demnach 10.860 solch untergebrachte wohnungslose Personen. Nicht erfasst werden in dieser Statistik jedoch die verdeckt Wohnungslosen, die beispielsweise vorübergehend Zuflucht bei Bekannten oder Familienangehörigen gefunden haben und diejenigen, die ohne jede Unterkunft sind, also "auf der Straße leben", beziehungsweise in Behelfsunterkünften wie Zelten, Pkw, Abbruchhäusern oder Garagen. Allerdings wurde hierzu vom BMAS im Rahmen des Wohnungslosenberichterstattungsgesetzes (WoBerichtsG) eine entsprechende bundesweite Studie in Auftrag gegeben. Demnach lebten Anfang Februar 2022 in Deutschland rund 86.700 wohnungslose Menschen, 37.400 ohne Unterkunft und 49.300 verdeckt wohnungslos. Hinzu kommen 6.600 Kinder und Jugendliche von denen etwa 1.100 mit ihren Eltern(-teilen) auf der Straße leben. Daten auf Länderebene lagen zum Redaktionsschluss nicht vor, die Zusammensetzung dieser Wohnungslosen wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach jedoch in Niedersachsen nicht weit vom Durchschnitt unterscheiden. Neben Geschlecht, Alter und Staatsangehörigkeit wurden auch Lebensbedingungen erfragt, unter anderem der Anlass der Wohnungslosigkeit, der Gesundheitszustand oder Beeinträchtigung sowie Gewalterfahrung auf der Straße. Danach sind beispielsweise 29% suchtkrank, 23% psychisch erkrankt und 23% körperlich erkrankt oder hatten Behinderungen. (Vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2022): Ausmaß und Struktur von Wohnungslosigkeit. Der Wohnungslosenbericht 2022 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, S. 33.)

Weitere Indikatoren des Kapitels betreffen Überschuldung und Privatinsolvenzen, Straftaten und Opferzahlen. Auch werden Schwangerschaftsabbrüche thematisiert, für welche sich Frauen nicht selten aufgrund unsicherer Lebenssituationen entscheiden.

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2023