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Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Familie in Niedersachsen Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Wirtschaft und Erwerbstätigkeit

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stellt die gesamte Wirtschaftsleistung eines Landes oder einer Region dar. Es ist aber wie das ebenfalls von den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) berechnete verfügbare Einkommen kein direkter Wohlfahrtsindikator, weil das BIP keine Auskunft darüber gibt, wie es verteilt wird. Außerdem umfasst ein komplexer Begriff wie "Wohlfahrt" auch nichtfinanzielle Komponenten der Lebensqualität. So werden zum Beispiel die unentgeltliche Familienarbeit der Pflege, Betreuung und Kindererziehung sowie ehrenamtliche Tätigkeiten im BIP nicht berücksichtigt. Allerdings kann Wirtschaftswachstum auch einen gesellschaftlichen Strukturwandel ermöglichen, Arbeitsplätze sichern sowie neue schaffen und zur Stabilisierung der Sozialsysteme beitragen.

Wie in den anderen Ländern hatte die Corona-Pandemie durch Lockdowns, unterbrochene Lieferketten und vorübergehende Grenzschließungen in Abnehmerländern 2020 auch in Niedersachsen einen Einbruch der Konjunktur zur Folge. 2021 erholte sich die Wirtschaft zwar wieder etwas, erreichte jedoch noch nicht das Vorkrisenniveau. Die Zahl der Erwerbstätigen sank 2020 nach fortwährenden Höchstständen der vergangenen Jahre indes nur leicht um rund 40.000 auf 4,11 Millionen (am Arbeitsort). Dabei half das Instrument der Kurzarbeit für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte die Auswirkungen der Pandemie abzufedern, so dass ihre Zahl keinen Rückgang erfuhr und im Juni 2020 sogar minimal über dem Wert des Vorjahresmonats lag, bei einem Anteil der Kurzarbeit von 12,2%. Ein Jahr später erreichte die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen weiteren Zuwachs von 46.000 Beschäftigten. Im selben Zweijahreszeitraum ging die Zahl der ausschließlich in Minijobs Beschäftigten um ein Zehntel zurück, was den weggefallenen Jobmöglichkeiten insbesondere im Dienstleistungsgewerbe wie der Gastronomie im Zuge der Lockdowns geschuldet war.

In Niedersachsen befanden sich 2021 jedoch immer noch mehr als ein Fünftel der 3,5 Millionen Kernerwerbstätigen (am Wohnort; Erwerbstätige ohne Auszubildende oder Personen in Bildung) im Alter von 15 bis unter 65 Jahren in einem atypischen Beschäftigungsverhältnis. Sie arbeiteten also in Teilzeit mit weniger als 21 Wochenstunden, befristet oder nur geringfügig beschäftigt oder als Zeitarbeitnehmerin beziehungsweise -nehmer, was zumeist einhergeht mit relativ niedrigen Einkommen und schließlich mit einer mehr als dreieinhalb Mal so hohen Armutsgefährdung im Vergleich zu Beschäftigten in einem Normalarbeitsverhältnis. Dabei sind Frauen besonders von solchen Beschäftigungsverhältnissen betroffen, beinahe jede dritte erwerbstätige Frau arbeitete 2021 zu entsprechenden Konditionen. Zudem lag die Erwerbsbeteiligung der Frauen weiterhin klar unter der der Männer (71,7% zu 78,9%). Diese Diskrepanz ist noch einmal höher, wenn nur Mütter und Väter betrachtet werden. (Zur Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern im Familienkontext siehe Lehmann, Arne: Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern in Niedersachsen 2018, in: Statistische Monatshefte Niedersachsen (Landesamt für Statistik Niedersachsen) 6/2020, S. 256-2)

Allerdings gehen immer mehr Frauen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach: Die Beschäftigungsquote unter ihnen stieg von 2016 bis 2021 (jeweils 30.6.) um 4,4 Prozentpunkte auf 56,9% (Männer: +4,6 Prozentpunkte auf 65,3%). Mehr als jede zweite Frau arbeitete jedoch in Teilzeit, bei den Männern war es nur etwa jeder neunte, was auch damit zu tun hat, dass Frauen neben der Erwerbsarbeit öfter (unbezahlte) Sorgearbeit leisten als Männer, also die Betreuung von Kindern und von älteren Angehörigen sowie die Hausarbeit übernehmen.

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2022