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Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Familie in Niedersachsen Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Gesundheit und Lebenserwartung

Durch die Wechselwirkungen zwischen Armut, prekären Lebenslagen und Gesundheit kann Krankheit eine der Ursachen für Armut sein. Umgekehrt kann Armut auch Erkrankungen und prekäre Lebenslagen zur Folge haben. Begründet ist dies sowohl in den Lebensumständen als auch in der Lebensführung. So hängt auch die Lebenserwartung vom Einkommen ab. Aus einer Studie des Max-Planck-Instituts für Demografische Forschung geht hervor, dass der Anstieg der Lebenserwartung in Deutschland je nach Einkommensgruppe unterschiedlich stark ausfällt. Während 65-Jährige mit "sehr hohen Altersbezügen" 2005 eine durchschnittliche verbleibende Lebenserwartung von knapp 19 Jahren hatten, erreichte das "unterste Einkommens-Fünftel" im Durchschnitt nur noch eine Lebenserwartung von knapp 15 Jahren. "Bis 2016 vergrößerte sich dieser Unterschied auf über fünf Jahre (…)", 1997 waren es noch rund drei Jahre. (vgl. Max-Planck-Institut für demografische Forschung: Wenig Rente, kürzeres Leben (Pressemitteilung vom 11. April 2019), Studie siehe Wenau, Georg/Grigoriev, Pavel/Shkolnikov, Vlademir: Socioeconomic disparities in life expectancy gains among retired German
men, 1997–2016. J Epidemiol Community Health 2019;73, S. 605-611, jech.bmj.com/content/73/7/605)

Diese Ergebnisse spiegeln auch die Unterschiede der Bewertung des Gesundheitszustandes innerhalb der Bevölkerung (ab 16 Jahren) wieder, wonach armutsgefährdete Menschen in Deutschland im Durchschnitt einen deutlich schlechteren Gesundheitszustand aufweisen als nicht armutsgefährdete Menschen. Während unter Letzteren 2019 insgesamt 6,7% ihren Gesundheitszustand als "schlecht" oder "sehr schlecht" einschätzten, fiel der Anteil unter armutsgefährdeten Personen fast dreimal so hoch aus (19,2%).

Zwar stieg die Lebenserwartung in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich an, so auch jüngst im Vergleich der Dreijahresdurchschnitte 2018/2020 zu 2017/2019, in Niedersachsen bei den Männern um 0,03 Jahre und bei den Frauen um 0,11 Jahre. Für das Corona-Jahr 2020 gegenüber 2019 hat das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) dagegen einen minimalen Rückgang für Deutschland errechnet. In Niedersachsen ging die Lebenserwartung bei Geburt demnach bei den Männern um 0,1 Jahre zurück, bei den Frauen stieg sie um 0,05 Jahre. (Vgl. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung: COVID-19: Lebenserwartung in Deutschland im internationalen Vergleich nur gering gesunken (Pressemitteilung vom 12.10.2021), Studie siehe Aburto, José Manuel/ Schöley, Jonas u.a.: Quantifying impacts of the COVID-19 pandemic through life-expectancy losses: a population-level study of 29 countries, International Journal of Epidemiology, Volume 51, Issue 1, February 2022, Pages 63-74, doi.org/10.1093/ije/dyab207)

Da im Alter die körperlichen Beschwerden unweigerlich zunehmen und im Alltag zu Einschränkungen führen, werden viele Menschen im höheren Alter pflegebedürftig. In Niedersachsen stieg die Zahl der Pflegebedürftigen binnen zehn Jahren bis 2019 um 78,2% auf 456.255 Menschen an. Dies hat zu einem Teil mit der Umstellung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs ab 2017 zu tun, der mehr Menschen als zuvor als pflegebedürftig einstuft. Grundsätzlich ist der Zuwachs jedoch durch die steigende Lebenserwartung und auch zukünftig anhaltend durch den demografischen Wandel bedingt. Da es immer mehr Menschen im höheren Alter gibt, steigt auch die Zahl der Pflegebedürftigen.

Zumeist werden dabei die Menschen zu Hause von Angehörigen gepflegt und von ambulanten Pflegediensten, nicht zuletzt, um eine Pflege im gewohnten Lebensumfeld zu ermöglichen. Dies ist auch ein Ziel der stationären Pflege, wobei der allergrößte Teil der Pflegebedürftigen in Niedersachsen relativ wohnortnah gepflegt wird. Kreisfreie Städte spielen hier allerdings eine gesonderte Rolle. Aus ihnen stammende Pflegebedürftige wiesen 2019 deutlich höhere Anteile der außerhalb ihres Wohnortes gepflegten Menschen auf als Pflegebedürftige, die mit vormaligen Wohnort aus einem Landkreis stammen. (Lehmann, Arne/Schulz, Julian: Verbleib und Herkunft von Pflegebedürftigen in Pflegeheimen in Niedersachsen 2019, in: Statistische
Monatshefte Niedersachsen (Landesamt für Statistik Niedersachsen) 1/2022, S. 5-24.) Inwieweit Pflegebedürftige nur aus dem Grunde zu Hause durch Angehörige gepflegt werden, weil es in der Nähe keinen freien Pflegeheimplatz gibt, geht aus der Pflegestatistik indes nicht hervor. Laut Landespflegebericht,
gab es allerdings "nur wenige Einrichtungen […], die eine sehr hohe Nachfrage hatten und demzufolge eine
Aufnahme in die vollstationäre Dauerpflege ablehnen mussten." (Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.): Landespflegebericht Niedersachsen 2020, S. 3.)

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2022