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Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Familie in Niedersachsen Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Schwangerschaftsabbrüche

In Niedersachsen wurden 2020 insgesamt 8.627 Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen und damit 5,0% mehr als im Jahr zuvor. Mittelfristig stieg die Zahl gegenüber 2015 um 11,6% (deutschlandweit +1,3% auf 99.366). Auf 1.000 Geborene kamen 2020 in Niedersachsen 115,9 Abbrüche (2015: 114,4), in Deutschland insgesamt waren es 128,0 (2015: 132,5). Niedriger als in Niedersachsen lag diese Häufigkeitszahl trotz des Anstiegs der absoluten Anzahl nur in drei Ländern.

Die Gründe, wieso Frauen sich für einen Abbruch entscheiden, sind vielfältig, hängen oftmals mit schwierigen Partnerschaftssituationen zusammen und nicht selten mit beruflichen oder finanziellen Unsicherheiten, wie aus einer Studie im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahre 2016 hervorgeht. (Vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), 2016: frauen leben 3. Familienplanung im Lebenslauf von Frauen – Schwerpunkt: Ungewollte Schwangerschaften. Eine Studie im Auftrag der BZgA von Cornelia Helfferich, Heike Klindworth, Yvonne Heine, Ines Wlosnewski, S. 150, www.forschung.sexualaufklaerung.de. Die Hauptgründe unter 355 Befragten waren (Mehrfachnennungen möglich): "schwierige Partnerschaftssituation": 34,0%; "berufliche oder finanzielle Unsicherheit": 20,3%; "gesundheitliche Bedenken": 19,7%; altersbezogene Gründe wie "jung, unreif": 16,4% und "in Ausbildung oder Studium": 17,6 %.

Mit Blick auf das Alter der schwangeren Frauen sind bei Teenager-Schwangerschaften Abbrüche besonders im Kontext mangelnder Sexualaufklärung als auch im Zusammenhang mit einem niedrigen Bildungsniveau zu erklären und einer damit zusammenhängenden mangelnden Berufs- und Zukunftsperspektive. Dies geht aus einer entsprechenden Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2009 hervor. Die Gründe könnten sich seitdem auch geändert haben. (Vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2009: Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen, www.bzga.de.  Im Jahr 2020 gab es in Niedersachsen 660 (2019: 615) Schwangerschaftsabbrüche junger Frauen unter 20 Jahren, was einem Anteil von 7,7% an allen Schwangerschaftsabbrüchen bedeutete. Die Zahl der Abbrüche in dieser Altersgruppe verringerte sich entgegen dem Gesamtanstieg von 2015 zu 2020 um 8,8%. Die Quote der Schwangerschaftsabbrüche je 1.000 Geborene von Müttern im gleichen Alter lag im Jahr 2020 bei 533,5. Allerdings gab es auch nur 1.237 Geborene von Frauen im Teenageralter. Von unter 18-Jährigen gab es 2020 in Niedersachsen 259 Abbrüche und 307 Geborene.

Wenn Teenager schwanger werden, ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass ein Abbruch durchgeführt wird, als es bei Schwangeren insgesamt der Fall ist. Addiert man die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche und die Zahl der Geborenen von Müttern unter 20 Jahren, zeigt sich, dass etwa jede dritte Schwangerschaft (34,8%) in dieser Altersgruppe abgebrochen wurde und bei den unter 18-Jährigen fast jede zweite (45,8%). Im Gesamtdurchschnitt war es hingegen etwa jede zehnte Schwangerschaft (10,4%).

Definition des Indikators: Der Indikator gibt die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche nach Altersgruppe und Wohnort der Frau und die Quote bezogen auf die Anzahl der Geborenen (Lebend- und Todgeborene) im selben Jahr wieder.

Methodische Hinweise: Es handelt sich um eine Totalerhebung mit Auskunftspflicht der Inhaberinnen und Inhaber der Arztpraxen sowie Leiterinnen und Leiter der Krankenhäuser, in denen Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen werden. Die rechtliche Voraussetzung eines Schwangerschaftsabbruches ergibt sich aus dem Vorliegen einer Indikation (medizinisch oder kriminologisch) oder nach einer gesetzlich vorgeschriebenen Beratung durch eine anerkannte Beratungsstelle. In der Statistik werden auch Familienstand, Zahl der minderjährigen Kinder im Haushalt sowie die Zahl der bisher lebendgeborenen Kinder erfasst.

Weiterführende Informationen:www.ms.niedersachsen.de > Frauen und Gleichstellung > Frauen & Gesundheit > Schwangerschaftskonflikt/Schwangerschaftsabbruch, www.destatis.de > Themen > Gesellschaft und Umwelt > Gesundheit > Schwangerschaftsabbrüche sowie unter www.gbe-bund.de

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2022