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Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Familie in Niedersachsen Statistische Ämter des Bundes und der Länder

Armutsgefährdungsquoten und Reichtumsquoten nach Ländern

In Niedersachsen waren im Jahr 2019 rund 1,26 Millionen Menschen von Armut gefährdet. Die Armutsgefährdungsquote lag bei 16,0% und damit 1,0 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Es war damit wie schon 2016 die höchste gemessene Quote seit Erhebung vergleichbarer Zahlen im Jahr 2005. Bundesweit betrug die Quote 15,9%, (+0,4 Prozentpunkte zu 2018). Am niedrigsten war die Armutsgefährdungsquote wie in den Vorjahren in Thüringen mit 12,4%. Auch die übrigen ostdeutschen Flächenländer verzeichneten Quoten unterhalb der Werte der westdeutschen Länder. Hier hatte Bayern (14,7%) die niedrigste Quote vor Baden-Württemberg (15,6%). Die höchsten Anteile verzeichneten die drei Stadtstaaten Bremen (18,5%), Hamburg (17,9%) und Berlin (17,8%).

Die Armutsgefährdungsschwelle lag 2019 in Niedersachsen für einen Einpersonenhaushalt bei einem durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommen von 1.049 Euro und für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.203 Euro. Bei Haushalten von Alleinerziehenden mit einem Kind unter 14 Jahren waren es 1.364 Euro.

Die Reichtumsquote lag 2019 in Niedersachsen bei 7,0%, die Zahl fiel über die Jahre relativ konstant aus. Um als "einkommensreich" zu gelten, müsste ein Einpersonenhaushalt über ein monatliches Nettoeinkommen von mindestens 3.498 Euro (Reichtumsschwelle nach dem Regionalkonzept) verfügen und damit über mehr als das doppelte des Durchschnitts entsprechender Haushalte.

Hohe Reichtumsquoten nach dem Regionalkonzept gab es dort, wo es zugleich hohe Armutsgefährdungsquoten gab, in Hessen (9,7%), Berlin (9,3%), Bremen (9,2%) und Hamburg (8,9%). Hier war wie in den Vorjahren das Einkommensgefälle also besonders groß. Die niedrigsten Quoten verzeichneten die ostdeutschen Flächenländer, wo wiederum auch die Armutsgefährdungsquoten am niedrigsten waren, was zusammengenommen auf die weniger hohen Einkommensunterschiede in Ostdeutschland zurückzuführen ist.

Berechnungen der Armutsgefährdungs- und Reichtumsquoten auf Basis der bundesweiten Durchschnitte (Nationalkonzept) blicken stärker auf die Einkommensunterschiede zwischen den Ländern, berücksichtigen aber nicht die regional unterschiedlichen Preisniveaus und Mietkosten. Für Niedersachsen errechnete sich 2019 bei Bezugnahme auf die bundesdeutschen Schwellenwerte eine Armutsgefährdungsquote von 17,1% und eine Reichtumsquote von 6,4% (Armutsgefährdungsschwelle für einen Einpersonenhaushalt: 1.074 Euro; Reichtumsschwelle: 3.580 Euro).

Definition des Indikators: Die Armutsgefährdungsquote ist ein Indikator zur Messung relativer Einkommensarmut und wird definiert als der Anteil der Personen, deren Äquivalenzeinkommen weniger als 60% des Medians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung (in Privathaushalten) beträgt. Personen mit einem Äquivalenzeinkommen über 200% des Medians gelten als "einkommensreich".

Methodische Hinweise: Das Äquivalenzeinkommen ist ein bedarfsgewichtetes Pro-Kopf-Einkommen je Haushaltsmitglied. Das monatliche Haushaltsnettoeinkommen wird durch die Summe der Bedarfsgewichte der im Haushalt lebenden Personen geteilt: Es wird angenommen, dass gemeinsames Wirtschaften Einsparungen zur Folge hat. Zur Bedarfsgewichtung wird der ersten erwachsenen Person im Haushalt das Bedarfsgewicht 1 zugeordnet. Für die weiteren Haushaltsmitglieder werden Gewichte von 0,5 für weitere Personen im Alter von 14 und mehr Jahren und 0,3 für jedes Kind im Alter von unter 14 Jahren verwendet.

In der HSBN wird vorzugsweise der jeweilige regionale Durchschnitt, das Regionalkonzept, herangezogen, weil nur dieser Durchschnitt dem der Berechnung zugrunde liegenden Teilhabekonzept entspricht. Dadurch wird den Unterschieden im Einkommens-niveau zwischen den Regionen Rechnung getragen.

Alternativ kann auch der jeweilige nationale Durchschnitt (Nationalkonzept) verwendet werden, was aber dazu führt, dass in wirtschaftlich schwachen Regionen die Armut über- und in prosperierenden Räumen systematisch unterschätzt wird.

Weiterführende Informationen: siehe Anhang sowie www.statistikportal.de/de/sbe

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, HSBN 2021